Damen, Papageno, Papgena: Kabarettistische Opern-Marionetten mit Hang zur Ironie im Mainaschaffer Puppenschiff. / Fotos: Blume-Esterer

Mozart hat »hald Geld brauchd«

Heute Premiere im Mainaschaffer Puppenschiff: »Eine ziemlich blöde Zauberflöde«

Mainaschaff. »Der neue Regisseur, der mag's anders.« Mit einem Satz fasst Bachinger das neue Stück des Mainaschaffer Puppenschiffs zusammen. »Eine ziemlich blöde Zauberflöde« hat heute Abend Premiere, und Kult-Puppe Bachinger nebst Kumpanen Chopinski ist natürlich wieder dabei. Bühnenarbeiter sind die beiden diesmal, und für sie ist die Aufführung der »Zauberflöte«, Mozarts populärster Oper, vor allem Arbeit. Die Versenkung Taminos im Boden muss klappen, Papageno darf nicht einfach selbst seine Panflöte aus dem Requisiten-Regal nehmen, und die Zuschauer müssen auch noch rechtzeitig vor Beginn von der Bühne geholt werden.

Für Bühnenarbeiter sind bei einer Oper »ganz andere Dinge wichtig«, so Puppenschiff-Regisseur Bernd Weber, und durch ihre Brille sehen Zuschauer des Kabaretts die »Zauberflöde«. Der Regisseur mag's eben anders.

Webers neue Inszenierung verspricht herrlich bissigironisch zu werden, mit der singenden Mozartkugel, der Parodie auf die »Sendung mit der Maus«, mit der telefonierenden Opernbesucherin. Bei der Generalprobe am Donnerstag lief zwar noch einiges schief, Premieren werden dann aber bekanntlich doppelt so gut. Weber bleibt trotz Stress gelassen: »Des wird scho' lustig«.

Die Zauberflöte wollte er schon lange auf die Bühne bringen, und auch diesmal dem eigenen Anspruch gerecht werden. Eine Herausforderung bei einer Oper, die zwar vielen Leuten bekannt ist, aber meist nur mit Namen, Komponist und den Figuren Papageno und Papagena. Opernfreunde werden bei Weber nicht viel vom Original erkennen, aber das ist beim Kabarett auch nicht Sinn der Sache. Mit der »Zauberflöde« in Mainaschaff hat man sowieso auch ohne Opernkenntnisse Spaß.

 

 

 

Mozarts Oper »Die Zauberflöte« ist Vorlage für das neue Stück des Mainaschaffer Puppenschiffs »Eine ziemlich blöde Zauberflöde«. Regisseur Bernd Weber interpretiert die Oper herrlich bissig und ironisch. Heute Abend ist Premiere.

Webers Kabarett lebt erneut von spöttischen Momentaufnahmen. Keine Szene sei erfunden, versichert der Regisseur: Beim Bier in der Kneipe, bei der Visite des Ordnungsamts im Puppenschiff, beim Theaterbesuch sammelte er für das Opern-Kabarett »Formulierungen, auf die man so nicht kommt«.

Und auch die Besprechung des Reclam-Verlags hält für eine Szene her: Die Interviewerin gibt geschraubte Formulierungen wieder, auf die Mozart und Schikaneder der Textdichter im breitesten österreicherischen Dialekt antworten. Für beide gab's laut Puppenschiff-Interpretation ohnehin nur einen Grund für die Zauberflöte: »I hob' hald Geld brauchd«.

Puppenspiel-Aufführungen leben von der rasanten Mischung aus feinem Wortwitz, Überraschungseffekten, ungewöhnlichen Perspektiven und nicht zuletzt dem pointierten Spiel der Spieler. Die »blöde Zauberflöde« steigert diesen Anspruch noch: Rasant schnell müssen die ehrenamtlich tätigen Strippenzieher diesmal die Marionetten wechseln, und eine besondere Herausforderung ist Mozarts Musik: Puppenspiel und Orchester müssen auf den Takt genau zusammen passen, die Spieler genau zuhören, damit nicht Puppe Tamino zum Gesang Papagenos tanzt.

Das Stück dauert etwa 90 Minuten. Mozarts Original füllt davon eine Stunde aus Kostengründen: bei jeder Aufführung sind pro Minute 50 Cent an die Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte zu zahlen. Teuer, wenn nicht genug Zuschauer kommen, so Weber. Bei der »blöden Zauberflöde« muss er sich diesbezüglich wohl keine Sorgen machen.Papageno und Monster

Presserezension aus dem Main-Echo vom Freitag, 19. November 2004